Gedenkverantaltung für die Opfer des Nationalsozialismus am 27.01.2011 auf dem Pausenhof der Maxschule

Am Donnerstag, 27. 01.2011, am bundesweit durchgeführten „Holocaust-Gedenktag“, fand im Pausenhof der Maxschule die Gedenkveranstaltung der Stadt Ludwigshafen an die Opfer des Nationalsozialismus statt. An diesem Tag im Jahre 1945 wurde das Vernichtungslager Auschwitz befreit.

Von diesem Platz aus wurden Ludwigshafener Juden am 22. Oktober 1940 ins Lager Gurs nach Südwestfrankreich deportiert. Schüler, sowohl christlicher als auch muslimischer Herkunft der Berufsbildenden Schule Technik 1 aus den Klassen EAUT 10b, ELEG 08c und IMC 10a gestalteten das Programm, das sie gemeinsam mit Ihren Religionslehrern, den Pfarrern Jürgen Mayer und Christoph Seitz, vorbereitet hatten.

Die Schule besitzt seit März 2010 den Abraham-Pokal, der von der Christlich-Jüdischen Gesellschaft Rhein-Neckar jedes Jahr an Bildungseinrichtungen in Ludwighafen und Mannheim vergeben wird. Dieser Pokal erinnert an Abraham, den Urvater aller drei großen Religionen: Judentum, Christentum und Islam und beeinhaltet die Selbstverpflichtung, sich ein Jahr intensiv um Interreligiösität und Toleranz zu bemühen. Durch die Teilnahme der Schule am Wettbewerb „Trialog der Kulturen“ der „Herbert-Quandt-Stiftung“ wird diese Aufgabe ergänzt und weitergeführt.

Ugur Dönmez, Schüler der Klasse ELEG 08c, umrahmte das Programm sehr sensibel und ausdrucksvoll mit Musikbeiträgen auf der Baglama.

Frau Oberbürgermeisterin Dr. Eva Lohse sprach in ihrer Rede davon, dass wir aus den Erfahrungen des Nationialsozialismus heraus dafür Sorge zu tragen hätten, dass Menschen heute und zukünftig frei von Angst, selber Opfer zu werden, frei von Angst vor Terror leben könnten. Sie bedankte sich bei den Schülern, die diese Bereitschaft zur Verantwortung für ihre Mitmenschen zeigten, auf die sich die Zukunft unserer Gesellschaft bauen lasse.

Als weiteren Programmpunkt trugen die Schüler Texte aus den Erinnerungen von Kurt Maier vor, der als zehnjähriger jüdischer Junge 1940 mit seiner Familie von Kippenheim nach Gurs deportiert wurde. Er konnte sich in die Vereinigten Staaten retten:

“Ich erinnere mich, wie ich aus der Schule geholt wurde und wie meine Großeltern dastanden mit Kissenbezügen, in die sie all ihre Habseligkeiten gestopft hatten. Ich sehe uns in Kippenheim auf einen Militärlaster steigen und höre, wie ein Offizier auf dem Bahnsteig zu meinem Vater sagt: Sie können ihr Eisernes Kreuz abnehmen. Es nützt ihnen doch nichts. Wir fuhren über den Rhein. Überall wurde geerntet. Aber die Ernte waren Menschen (…).

Gurs war ein Ort der Geräusche – von ständigem Regen, der auf die Dächer prasselte, von Ratten, die nachts über die Menschen kletterten – Es war ein Ort der Gerüche – von Latrinen – vom Schlamm – vom Regen. Es war ein Ort, an dem alles grau war – die Wände – der Himmel. Selbst der Morast war grau, wie die Gesichter der Menschen (…). Man fühlte ständig Angst im Magen. Aber sie füllte wenigstens die Leere vom Hungern (….).

Aber wir können dem, was geschah einen Sinn geben, wenn wir uns darin einig sind, dass so etwas nie wieder geschehen darf“.

Hieran schloss sich der Text von Martin Niemöller an, der von Max Wettling aus der Klasse IMC 08a vorgetragen wurde: „Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Kommunist (…)“

Schüler der Berufsschulklassen SHK, EAUT und IMC hatten sich im Religionsunterricht in einer Unterrichtseinheit mit dem Thema „Gedenken“ beschäftigt. Renato Maia und Dennis Torrieri trugen Statements vor, so zum Beispiel:

„Ich finde es gut, dass es solche Gedenkveranstaltungen gibt, so dass man den Opfern solcher schlimmen Ereignisse gedenkt und damit zeigt, dass man sie nicht vergessen hat. Dadurch setzt man auch ein Zeichen für die kommenden Generationen(…). Da diese vielleicht immer weniger von der Geschichte mitbekommen werden, werden sie daran erinnert und es kann eine Wiederholung des Geschehenen vielleicht vermieden werden“ – ein passendes Schlusswort zu dieser Veranstaltung, die von den Klängen der Baglama durch Ugur Dönmez beendet wurde.

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