Die Schüler des Kurses Evangelische Religion besuchten den jüdischen Friedhof in Worms, die Synagoge und das Raschi-Haus. Im Anschluss daran machten sie einen Abstecher in den Dom.

Der Friedhof befindet sich im Südwesten der Stadt vor den Mauern – entsprechend den jüdischen Vorschriften, dass Friedhöfe außerhalb der Siedlungen liegen müssen.

Er ist sowohl wegen seines Alters (1034 errichtet) als auch aufgrund der zahlreichen jüdischen Gelehrten, die hier begraben sind, bekannt. Er ist der größte Friedhof in Europa nördlich der Alpen.

Die Grabsteine von Meir von Rothenburg (gestorben 1293) und Alexander ben Salomon Wimpfen (gestorben 1307) sind Ziel vieler jüdischer Besucher aus der ganzen Welt. Bedeutende Grabsteine liegen vor allem im sogenannten Rabbinental. Vor dem Eingang zum Friedhof steht ein Brunnen für die rituelle Reinigung nach dem Friedhofsbesuch.

Anschließend ging es in die Synagoge. Vom ältesten Bau (1034) ist noch die Stiftungstafel erhalten. Schon bei den Kreuzzügen des 11./12. Jahrhunderts wurde die Synagoge zerstört, aber danach wieder neu errichtet. Die Gegend um die Synagoge herum war Mittelpunkt der bedeutenden Wormser Jüdischen Gemeinde. Die Synagoge wurde 1938 nieder gebrannt und zerstört; sie wurde mit einigen Originalbauteilen (Portal) errichtet und 1961 wieder neu geweiht.

Eine jüdische Gemeinde besteht nicht mehr, zuständig ist die Gemeinde in Mainz. Es finden auch Gottesdienste statt.OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Danach besichtigten wir das Raschi-Haus, das direkt neben der Synagoge liegt. Es ist nach dem bedeutenden jüdischen Talmudgelehrten Raschi (11.Jh.) benannt. An der Stelle des Raschi-Hauses befand sich das Lehrhaus, in dem der Gelehrte Raschi studiert hat.

In dem Museum wird die Geschichte der jüdischen Gemeinde von ihren Anfängen vor über 1000 Jahre bis zur nationalsozialistischen Herrschaft dargelegt. Die Ausstellungen im Gewölbekeller geben Einblick in die wichtigsten jüdischen Feiertage und in die religiösen Bräuche mit den entsprechenden rituellen Gegenständen. Es wird auch eine reich verzierte Thora-Rolle präsentiert.

Außerdem wird ein Modell der Synagoge von 1600 gezeigt und natürlich findet der Gelehrte Raschi in dieser Ausstellung Beachtung.

Anschließend machten wir einen kurzen Abstecher zum Dom St.Peter, dessen Anfänge bis auf das Jahr 600 zurückgehen. Seine jetzige Gestalt erhielt der Dom allerdings im 11. Jahrhundert, zur gleichen Zeit, als auch die Synagoge errichtet wurde. Das sieht man auch an gemeinsamen baulichen Merkmalen, die auf die spätromanische Zeit zurückgehen. Das christliche Gotteshaus tritt uns wesentlich größer, höher und herrschaftlicher entgegen, ist es doch auch für die damaligen Bauherren und auch für die späteren Regenten und kirchlichen Würdenträger ein Symbol von Macht und Reichtum gewesen. Mit den Domen von Mainz und Speyer zählt er zu den drei Kaiserdomen. Sehenswert sind das romanische Kaiserportal und das gotische Südportal sowie die Nikolauskapelle, die ihre heutige Form zwischen 1280 und 1315 erhielt. Im Dom befindet sich der barocke Hochaltar von Balthasar Neumann, mit vergoldeten Holz und verschiedenartigem Marmor prunkvoll ausgestattet.

Dagegen wirken der Synagogenbau und ihre Einrichtung sehr bescheiden. Sie hat nicht den Charakter eines politischen Machtsymbols. Als Versammlungshaus ist sie Begegnungsstätte und hat auch für den jüdischen Gläubigen keine kultische Bedeutung. Es gibt nur einen Tempel, und dessen Überreste befinden sich in Jerusalem (Klagemauer). Der Wiederaufbau des Tempels ist mit der Hoffnung auf den Messias verbunden.

Hierauf wurden wir auch während unserer Führung in der modernen Synagoge in Mannheim hingewiesen.

Die Synagoge in Mannheim ist ein Nachfolgebau früherer Synagogen in Mannheim. Sie wurde von der jüdischen Gemeinde zwischen 1985 – 87 nach den Plänen des Mannheimer Architekten Karl Schmucker, der u.a. auch das Collini-Center entwarf, erbaut.

Mit fünf Rundbogenfenstern ist die Fassade gegliedert. Im oberen Rundbogen der Tür befindet sich eine Kopie der Darstellung von Josua und Kaleb mit Traube, die nach der Überlieferung des Alten Testaments Mose von der Wüste in das Land Kanaan schickte.

Auf dem Bogen darüber befinden sich die hebräischen Inschriften „Das ist das Tor des Herrn, die Gerechten werden dort einziehen“ und „Denn mein Haus wird ein Bethaus heißen für alle Völker“. So sind Synagoge und Gemeindezentrum auch für Nichtjuden offen.

Wir wurden von Frau Dr. Esther Graf durch die Synagoge geführt. Neben der Synagoge gehören zu dem Komplex noch koschere Küchen, Festsaal, Mikwe, Clubraum, Kindergarten, Schulraum, ein pergolaüberdachter Raum für das Laubhüttenfest, Bibliothek und Gemeindebüro.

Die Synagoge ist ein Kuppelbau mit zwölf blauen Bleiglasfenstern, deren Farbe wohl den Himmel symbolisieren und ihre Anzahl die zwölf Stämme Israels. Die Darstellung auf dem Bildteppich in der flachen Kuppel symbolisiert den Himmel über Jerusalem. Im Zentrum befindet sich ein rundes Fenster mit einem blauen Davidstern. An der Ostwand in Richtung Jerusalem ist der Toraschrein. Darüber erinnern zwei Tafeln an die von den Nationalsozialisten zerstörte Synagoge. Darunter zeigt ein Relief die Mauern, Tore und Hügel Jerusalems mit dem Tempel des Herodes. Auf den beiden Schiebetüren befindet sich eine Darstellung der Gesetzestafeln mit den zehn Geboten, darüber zwei geschmückte Hände mit dem Kohamin-Segen. Das Ewige Licht trägt die Inschrift „Und sie sollen mir machen ein Heiligtum, dass ich wohne in ihrer Mitte“.

Die jüdische Gemeinde hat ca. 600 Mitglieder, die sich auch regelmäßig zum Sabbatgottesdienst am Freitag nach Sonnenuntergang oder auch am Samstag treffen. Sie folgt dem orthodoxen Ritus. Frauen und Männer sitzen getrennt, Männer unten, Frauen auf der Empore. Zehn Männer sind erforderlich, um einen Gottesdienst abzuhalten. Die Gemeinde wird von einem Gast-Rabbiner mitversorgt. Die Gemeinde finanziert sich aus der Kirchensteuer.

Wie in der Synagoge in Worms mussten auch hier alle männlichen Schüler eine Kopfbedeckung, tragen. Die Synagogen stellten uns hierfür Kippas zur Verfügung.OLYMPUS DIGITAL CAMERA

 

Besuch des Speyerer Doms durch den Grundkurs Katholische Religion
Der Besuch des Speyerer Doms am 07.10.2010 galt der Wahrnehmung der eigenen religiösen und geschichtlichen Herkunft. Ein Bauwerk dieser Größe und Monumentalität ist wie kaum ein anderes geeignet, dem heutigen Betrachter und Besucher den Menschen der vergangenen fast 1000 Jahren größten Respekt zu zollen, angesichts der Leistungen, die den Dom erst möglich gemacht haben. Der Dom ist nicht allein ein Werk der Geschichte, sondern er ragt aus der Geschichte heraus in die Gegenwart hinein. Den Schülern wird der Bezug zur Gegenwart durch besondere Aspekte deutlich: Zur Vorbereitung auf diesen Besuch vereinbarte der Kurs, wenn es möglich ist, einen Teil des Weges zum Dom zu Fuß zurück zu legen, so wie es die Menschen über Jahrhunderte anlässlich vieler Wallfahrten auch getan haben, den Dom schon von weitem im Blick, unter einer gewissen Anstrengung das ersehnte Ziel zu erreichen. Darüber hinaus ist der Dom Bischofskirche und geistliches Zentrum des Bistums Speyer und damit auch ein Ort, an dem täglich Gottesdienst gefeiert wird; der Dom ist also kein Museum, sondern ein fester Bestandteil im Leben vieler Katholiken in Speyer und darüber hinaus.

Die Schüler (darunter eine Muslimin) organisierten die Fahrt nach Speyer und die Führung durch den Dom selbständig. Hier erfuhren sie etwas über die machtpolitischen Absichten der salischen Kaiser, aber auch von der Verletzlichkeit eines so großen Bauwerkes. Die mehrfachen Zerstörungen und Plünderungen begleiten die Geschichte des Domes (Zerstörungen heute vor allem durch die von Menschen verursachten Umweltverschmutzungen, die den Sandstein in besonderer Weise angreifen). Auf besondere Weise beeindruckt die Schüler die unglaubliche Größe des Innenraumes und die Kargheit der Ausstattung – kein Zierrat, sondern Konzentration auf das Wesentliche machen den Dom so außergewöhnlich. Beeindruckend durch ihre Größe und Schlichtheit auch die Krypta, die gleichzeitig Grablege der Kaiser ist. Zum Abschluss führte Herr Domkaplan Paul die Schüler auf einen der vier Türme mit einer atemberaubenden Rundumsicht über Speyer und den Rhein.

Besuch der Katholischen Kirche St. Theresia in Kaiserslautern
Die Exkursion am 08.12.2010 führte die Schüler in einen modernen Kirchenbau mit außergewöhnlicher Ausstattung. Ein größerer Kontrast zu den Erfahrungen der Schüler mit dem Speyerer Dom ist kaum vorstellbar. Äußerlich eher bescheiden, vielleicht einer Kindertagesstätte ähnlich, und ohne Turm steht die Kirche St. Theresia inmitten anderer Häuser; und wer sie nicht kennt, übersieht sie auch gern. Die Kirche in Kaiserslautern greift auf die Geschichte der frühen Kirche zurück, in der sich die Gläubigen in so genannten Hauskirchen zum Gebet und zum Gottesdienst trafen. Außergewöhnlich ist die Innenausstattung von St. Theresia, ist diese doch durch den bedeutenden Künstler Heinz Mack gestaltet worden. Völlig überrascht reagierten die Schüler auf die Farbkompositionen der Wände (tiefes Blau bis hin zum leuchtenden Orange) und der Fenster. Heinz Mack komponiert Farben und Licht zu einer ungewöhnlichen Einheit und greift gleichzeitig die reichhaltigen Symboliken auf und bringt sie neu zur Sprache. „Auch das kann also katholisch sein“, lautete einer der ersten Kommentare eines Schülers. In der anregenden Diskussion über diese Kirche waren die Schüler einer Meinung darin, dass sich diese Kirche doch deutlich von den sonst eher betulichen oder gar „miefigen“ Kirchen unterscheidet. Das „Experiment St. Theresia“ sei in jedem Fall gelungen, auch wenn manchem Schüler die Farben etwas zu grell erschienen.

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Erkundung der Gedächtniskirche in Speyer am 9.12.2010
Viel Schnee und starker Frost führten dazu, dass sich nicht alle Teilnehmer des Kurses vor der „Gedächtniskirche der Protestation“ versammelten. Um 10.00 Uhr empfing Diakonin Anja Bein die Gruppe von 15 Schülern, die sich nicht zu der christlichen Religion bekennen und zu einem großen Teil Migrationshintergrund haben.

In einer ersten Phase sollten die Schüler sich selbst mit dem Gebäude vertraut machen. Sie erhielten ein vierseitiges Arbeitsblatt, das dem Heft “Gedächtniskirche erkunden“ von Michael Landgraf, RPZ Neustadt 2004, entnommen war.

Anschließend bildete die Gruppe einen Sitzkreis in der Mitte der Kirche und tauschte Eindrücke der vorangehenden Erkundung aus. Besonders war den Schülern die Farbigkeit der Fenster aufgefallen, deren Buntheit wurde am häufigsten angesprochen.

Nun sprach man über die räumliche Wirkung im Inneren der Kirche; während sie von außen schlank und schmal erscheint, fällt innen aufgrund der zurückgenommenen Querschiffe der saalartige Charakter auf, der die Gläubigen zur Versammlung vor die Kanzel einlädt.

Sodann wandte man sich dem Altarraum zu und beschäftigte sich mit den zwei Christusdarstellungen – einer großen Glasmalerei im Zentrum des Chores und einer Statue darunter – sowie dem Lesepult und dem Taufstein, die moderner ausfielen und von dem Bildhauer Gernot Rumpf gestaltet wurden.

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Die Beschreibung der aufwändigen Kanzel bot den Anlass, auf einen zentralen Aspekt des Protestantismus einzugehen: die Auslegung der Bibel und die Verkündigung des Wortes.

Schließlich befasste sich die Gruppe mit den zahlreichen bemalten Glasfenstern, deren Motive wichtige Themen der Bibel, besonders des Lebens Jesu, sowie der Reformation aufgreifen. Wie den leseunkundigen Menschen im Mittelalter wird auf diese Weise den Besuchern der Kirche die Botschaft des Protestantismus nahegebracht. Besondere Aufmerksamkeit erregte die Bildfolge auf der rechten Seite des Mittelschiffs, die in einer Reihe Moses beim Empfang der 10 Gebote, Jesus bei der Bergpredigt sowie Luther beim Thesenanschlag in Wittenberg zeigt. An dieser Stelle wurde auf den Kulturkampf des 19. Jahrhunderts als Hintergrund des Kirchenbaus eingegangen.

Ein Luftfoto der Kirche, das in einer kleinen Ausstellung über die Sanierung des Gebäudes in den letzten Jahren hängt, zeigt eindrücklich die Kreuzform der Gedächtniskirche von oben – ein architektonisches Bekenntnis zum Kreuz als dem grundlegenden Symbol des Christentums.

Schließlich betrachteten die Schüler in eisiger Kälte die Vorhalle mit einer enorm großen Lutherbronze, umgeben von Statuen der sechs Fürsten und den Wappen der vierzehn Reichsstädte, die auf dem Reichstag in Speyer 1529 gegen die Politik des Kaisers zur Bekämpfung der Reformationsbewegung „protestiert“ hatten. Der unerschrocken und kämpferisch dargestellte Luther verkörpert ein neues Bewusstsein über das Gewissen der Gläubigen gegenüber der Autorität der römischen Amtskirche und hebt seine welthistorische Bedeutung hervor.

An dieser Stelle endete die Erkundung der Gedächtniskirche. Sie bot den Schülern, die nichtchristlichen Religionen angehören bzw. keiner Konfession, die Möglichkeit, die Entdeckung des Gewissens im Christentum und seine Etablierung gegenüber religiösen Autoritäten am Beispiel eines sakralen Gebäudes und seiner Ausgestaltung nachzuvollziehen und über den Stellenwert der persönlichen Auseinandersetzung mit religiösen Traditionen in anderen Religionen nachzudenken.

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