Am 30.5.2011 fand die öffentliche Abschlusspräsentation des Projekts „Trialog der Kulturen – Grenzgänger in einer globalen Welt“ im Bürgermeister-Reichert-Haus und in der Stadtbibliothek in Ludwigshafen statt.
Die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 12 des Technischen Gymnasiums präsentierten ihre Werke:
Inspiriert durch das Hörspiel „Cordoba oder die Kunst des Badens“ von Melchior Schedler und den Roman „Im Schatten des Granatapfelbaums“ von Tariq Ali entwickelten die Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit ihrer Lehrerin, Ruth Ludwig, im Fach „Darstellendes Spiel“ ein eigenes Theaterstück und gaben ihm den Titel „Und der Herr vergisst nicht…“. Das Stück wurde in der Abschlusspräsentation zum „Trialog der Kulturen“ aufgeführt.
Es spielt zunächst im Mittelalter während der Kreuzzüge, zu denen Papst Urban, dargestellt von Robin Werner, eindringlich aufruft, um die „Gottlosen“ aus Jerusalem zu vertreiben.
Währenddessen sitzen im mittelalterlichen Spanien, in al Andalus, drei Männer, der Jude Jossi, dargestellt von Michael Hornung, der Christ Nicodemo (Michael Franz), der Muslim Ismail (Ridvan Demiray) in einem herrlichen Bad in Cordoba und genießen sinnenfreudig ihr gemeinsames Leben. Sie tauschen sich vorurteilsfrei über ihre verschiedenen religiösen Vorstellungen aus, ohne den Andersgläubigen in irgendeiner Weise abzuwerten. Es ist ihr letzter Tag, denn Cordoba ist umstellt von den Kreuzrittern der Reconquista, die die Stadt zerstören und plündern werden.
Während die Kreuzritter sich ihrer „Heldentaten“ rühmen und mit ihrer Beute prahlen, setzen sich zwei unter ihnen (Björn Saupert, Dominik Golz) ab, die eine andere Sicht auf das Geschehene haben: “Kein Gott kann uns je verzeihen, was wir diesen Menschen angetan haben“. Sie kehren unter Einsatz ihres Lebens in der Nacht nach Cordoba zurück, um zu helfen und sorgen für ein angemessenes Begräbnis der drei Freunde.
Natürlich landen die drei Freunde aus Cordoba im Himmel, wo sie den Vorzug erhalten, weiterhin ihr Bad zu genießen, denn „der Herr vergisst nicht… „. 800 Jahre sind inzwischen vergangen und nun hat Petrus (Tim Kieslich) den Auftrag vom Herrn, die drei davon zu überzeugen, auf die Erde zurückzukehren, um dort den Prozess der Verständigung zwischen den Menschen verschiedener Religionen und Kulturen zu unterstützen „wie damals mit Leib uns Seele“. Das stößt zunächst nicht auf Begeisterung, denn sie haben den Tag ihrer Ermordung, die Hölle, die sie durchleiden mussten, nicht vergessen. So wollen sie sich zunächst einen Einblick verschaffen, wie heute die Menschen miteinander umgehen: Weiterhin gibt es keinen Frieden zwischen den verschiedenen Kulturen und Religionen, aber es zeigen sich Lichtblicke. Die sind Anlass genug für die drei, auf die Erde zurückzukehren, mit dem Vorsatz, auch dort wieder Nicodemos andalusisches Bad als interkulturelle Begegnungsstätte zu bauen.
Es wirkten weiterhin mit: Dennis Käufer als Moderator, Yannic Königsberger, Christoph Usselmann, Max Amman, Maximilian Halicki als Kreuzritter und Dennis Henky und Lars Gehrig als Hassprediger. Jonas Riesbeck, der aufgrund einer Beinoperation gehbehindert war, übernahm die Rolle des Souffleurs.
Vom Bürgermeister-Reichert-Haus begaben sich die Schüler und Gäste in den Vortragsraum der Stadtbibliothek. Umgeben von vielen Büchern wurden Sie von der Leiterin der Stadtbibliothek, Frau Berg, und vom Schulleiter, Herrn Schweigert, begrüßt, der sich bei den Organisatoren, Teilnehmern und Unterstützern bedankte.
Neben vielen anderen Zuhörern wurden als Gäste begrüßt: Herr Schneider von der Herbert-Quandt-Stiftung, Frau Hayat Erten als Vorsitzende des Beirats für Integration und Migration in Ludwigshafen, Herr Mann als Vertreter der katholischen Kirche, Herr Gärtner von der Ev. Kirche, der Altbürgermeister Ludwigshafens, Herr Dr. Ludwig, Herr Degler, der mit den Schülern im Ernst-Bloch-Zentrum die Schreibwerkstatt durchführte, Frau Kieffer vom Hack-Museum und Herr Vincente als Beauftragter der Landesregierung für Integration und Migration.
Matthias Otto und Nadine Puschner präsentierten die „Highlights“ der Projektarbeit des letzten Schuljahres. Mit der musikalischen Begegnung der drei Musiker: Mazlum Yaylaci, Christian Cordes und Kai Kadel mit Gitarre und Saz wurde der „Baum der Begegnung“ eingeweiht, der vom Kurs Bildende Kunst, geleitet von Frau Pachaly, geplant und gebaut wurde. Frau Ludwig und Frau Gerdes, die für das Projekt verantwortlich sind, gaben ihre persönlichen Eindrücke über die Erfahrungen während der Projektarbeit wieder und übergaben an Ruven Klöttschen, der professionell die folgende Autorenlesung moderierte.
Es lasen aus ihren Texten: Sandra Karnatzian, Tobias Bohrmann, Nico Pantano, Mazlum Yaylaci, Erfan Sharifi, Kamil Skwierawski und Sabina Ghafari, die übrigens beim Wettbewerb der „Metropolregion Rhein-Neckar“ „Heimat zählt“ für ihre Erzählung „Wie die Blüte einer Rose“ in ihrer Alterskategorie den ersten Preis erhielt. In den vorgelesenen Geschichten und Gedichten ging es um „Heimat“, „Zukunft“, sich „fremd“, sich „geborgen fühlen“, um Hoffnungen und Ängste als Grenzzieher, Grenzgänger und beim Überwinden von Grenzen; sie handelten auch von Menschen, die ihre Heimat verlassen haben oder mussten. Musikalisch einfühlsam begleitete Mazlum Ugurlu auf der Saz die Lesung.
Ein großer Dank gilt Frau Arnold von der Stadtbibliothek, die gemeinsam mit den Deutschlehrern die Buchvorstellung mit den Schülern plante und vorbereitete.
Dieser eindrucksvolle Abend wurde – in einem etwas anderen Rahmen als in al Andalus – aber auch sinnenfreudig – beschlossen mit einem internationalen Imbiss mit orientalischem Schwerpunkt, mit Tee, pfälzischem Wein und Musik, so dass sich die Teilnehmer und Gäste aus den verschieden Kulturen und Religionen noch einmal zu anregenden Gesprächen unter dem Baum der Begegnung und anderswo zusammenfanden.
Kommentar einer Zuhörerin an der Pinnwand der Schule zum Buch „Erlebte Heimat“:
„Man muss dieses Buch immer wieder aus der Hand legen, um das, was man da gelesen hat, nachschwingen zu lassen. Manches ist zum Schmunzeln, in jedem Fall regen die Beiträge zum Nachdenken und Nachfühlen an. Einige Texte gehen so unter die Haut, dass ihre Bilder und Stimmungen immer wieder auftauchen und nacherlebt werden , weil sie sich in die Seele eingebrannt haben“.