„Gemeinsam leben in Deutschland“ – unter diesem Motto fand am 09.11.2010 im Georg-Kerschensteiner-Berufsbildungszentrums Ludwigshafen eine Diskussionsveranstaltung statt. Anlass dieses Gespräches ist das Gedenken an die Reichspogromnacht am 9. November 1938.
Mit den Schülerinnen und Schülern der Technik 1 und 2 sowie der Naturwissenschaft
diskutierten die Landtagsabgeordneten Günther Ramsauer und Stefan Klee, Talat Kamran, der Leiter des Mannheimer Instituts für Integration und interreligiösen Dialog sowie die Vorsitzende des Migrationsbeirates in Ludwigshafen, Frau Hayat Erten. Herr Pfeiffer von der Technik 2 und Frau Booz von der Technik 1 führten durch das Gespräch.
In seiner Begrüßungsrede wies der Schulleiter, Herr Schweigert, darauf hin, dass an der BBS Schülerinnen und Schülern aus 41 Nationen gemeinsam lernten und hier lebendige Integrationsarbeit täglich erfolgreich stattfände. So beteilige sich die Technik 1 auch am Wettbewerb der Quandt-Stiftung „Trialog der Kulturen“.
Die Gäste stellten sich mit einem kurzen Statement vor. Die Politiker bekundeten ihre Bemühungen, die politischen Voraussetzungen für gelingende Integration zu schaffen. Herr Kamran wies darauf hin, dass es jahrzehntelang versäumt worden wäre, eine aktive Integrationspolitik zu betreiben, auch als sich schon zeigte, dass aus den „Gastarbeitern“ Einwanderer geworden waren. Es habe zunächst kein Interesse daran bestanden, Sprachkurse anzubieten oder sonstige integrative Maßnahmen umzusetzen.
Schüler mit Migrationshintergrund würden häufig bei gleichen Fähigkeiten bei Bewerbungsverfahren benachteiligt. So seien anonyme Bewerbungsverfahren, die einzelne Betriebe bereits einsetzten, gerechter, so Herr Kamran. Auch sei es schwer für einen Migranten, in bestimmten Stadtteilen eine Wohnung zu finden; damit leiste man der Ghettoisierung Vorschub.
Von den ca. 150 anwesenden, gut vorbereiteten Schülerinnen und Schülern beteiligten sich viele sehr engagiert an der Diskussion. Es meldete sich eine große Anzahl von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund zu Wort. Viele bemängelten, dass durch die massive Ansiedlung von Migranten in bestimmten Stadtteilen, z.B. im Hemshof, die Integration durch den mangelnden Kontakt mit Herkunftsdeutschen erschwert werde. In den Kindergärten und Grundschulen sprächen die Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund notgedrungen nur mit Kindern ihrer eigenen Muttersprache.
Auch Frau Erten und Herr Kamran kritisierten diesen Zustand, hielten es aber für wichtig, dass die Migrantenkinder auch ihre Muttersprache erlernen, zum einen, um sich auch ein Stück die Herkunftsidentität zu erhalten und zum anderen, weil sie hierdurch auch ein Fundament zum Erlernen der deutschen Sprache gewännen. So sei es auch kein Problem, wenn in den Familien die Herkunftssprache benutzt, unter der Voraussetzung, dass in Kindergärten und Schulen ausschließlich Deutsch gesprochen werde. Frau Erten hielt es auch für denkbar, dass die Kinder mit Migrationshintergrund auf die Kindergärten und Grundschulen aller Stadtteile verteilt würden, um einen zu hohen Migrationsanteil zu verhindern, der das Erlernen der deutschen Sprache erschwere.
Eine Bildungs- und Sozialpolitik, die die Bildungschancen von Benachteiligten erhöhe, die Bereitschaft der Herkunftsdeutschen, die Migranten mit in ihre Gemeinschaft aufzunehmen und das Engagement der Migranten, ihre Integration aktiv mitzugestalten, wären gute Voraussetzungen, um ein gemeinsames Leben in Deutschland zu ermöglichen. Das war das Ergebnis der Diskussion.
Herr Rath von der Technik 2 bedankte sich bei den Gästen und Schülern für die anregende Veranstaltung.